Das Thema „Bienensterben“ wurde die letzten paar Jahre oftmals diskutiert und in den Vordergrund gerückt – und das zu Recht. Immer mehr Bienen verenden auf der ganzen Welt und anfangs war nur wenigen bewusst warum. Dieses kleine Insekt produziert nicht nur köstlichen Honig, sondern trägt auch einen ganz schön großen Teil zu unserem Ökosystem bei. Sollte die Biene irgendwann aussterben, sieht es in unseren Lebensmittelgeschäften nicht mehr so aus, wie wir es heute gewohnt sind – und ich meine damit nicht, dass das Honigregal überflüssig wird. Warum Bienen sterben und was das für Folgen haben kann, erzähle ich euch in diesem Blogbeitrag.
WARUM STERBEN BIENEN?
Um eines schon vorweg zu nehmen – einen Hauptgrund fürs Bienensterben gibt es so nicht. Die Menge machts. Mehrere Faktoren spielen hier eine Rolle. Unsere Landwirtschaft, die immer mehr Gift einsetzt um Schädlinge zu bekämpfen, diverse Erkrankungen und mehr machen der Biene das Leben schwer. Hier habe ich euch die bisher bekannten Gründe für das Bienensterben aufgelistet.
Klimawandel
Milde Winter setzen den Bienen zu
Die immer milderen Winter werden zunehmend zum Problem für unsere Honigbienen. Der Grund dafür ist, dass sie sich so zu spät in die Winterruhe begeben und dann nicht fit genug für den kommenden Frühling sind. Viele Blumen beginnen schon sehr früh zu blühen – und wir kennen das von uns selbst – wer zu spät ins Bett geht kommt schwerer in die Gänge. So auch bei den Bienen. Diese „verschlafen“ die ersten Blühphasen unter Umständen. Auch die immer extremer werdenden Temperaturschwankungen machen die Bienen anfälliger für Krankheiten und Parasiten. Oftmals hört man von den Imkern, dass die größte Herausforderung für Neulinge in der Imkerei wäre, die Bienen heil durch den Winter zu bringen. Wenn im Winter aber immer wieder „Flugtemperaturen“ herrschen und die Bienen trotz Winterruhe ausschwärmen, haben auch erfahrene Bienenzüchter alle Hände voll zu tun, ihre Völker oder Teile davon im Winter nicht zu verlieren. Regelmäßige Kontrollen der Stöcke sowie „Zufüttern“ können hier helfen.
Häufiges Mähen
Viele Pflanzen kommen nie zur Blüte
Egal ob im landwirtschaftlichen Raum oder zuhause im eigenen Garten – wer viel mäht, verhindert das Blühen gewisser Pflanzen und reduziert so das Nahrungsangebot für die Bienen. Gerade auf großen, weitläufigen Wiesen, wo massenweise Löwenzahn blüht, surrt es nur so vor Nektar sammelnden Bienen. Und von heute auf morgen ist ein übervolles Nahrungsangebot auf einmal weg – einfach abgemäht. Die Bienen erleiden dann einen sogenannten „Ernteschock“, da die Nahrungsquelle für sie vom Erdboden, oder eben vom Traktor, verschluckt wurde. Aber nicht nur das wird den fleißigen Nutztierchen zum Verhängnis, auch die Mähmaschinen selbst töten unzählige Insekten – auch Bienen. Es wird deshalb auch an die Bauern appelliert, vorzugsweise morgens oder abends zu mähen, wenn die Aktivität der Bienen und anderen Insekten noch nicht zu hoch ist. Was ihr bei euch zuhause unternehmen könnt, um es den Bienen einfacher zu machen, lest ihr in meinem Blogbeitrag „Tipps & Tricks für Bienen-Liebhaber„.
Monokulturen
Keine Blüten, keine Nahrung
Als Monokulturen bezeichnet man den Anbau immer der gleichen Pflanzenart auf einer Bodenfläche. Wie ihr es sicher schon erahnen könnt, finden Honig- und Wildbienen hier kaum bis keine Nahrung, da viele der angebauten Pflanzen, wie beispielsweise Mais, keine Blüten bilden. Andere Monokulturen blühen zwar, aber immer nur kurz und Bienen brauchen, wie auch wir Menschen, das ganze Jahr über Futter. Unsere Honigbienen haben es hier ein wenig besser als die ebenfalls wichtigen und teilweise bedrohten Wildbienen, da die Honigbienen einen Flugradius von mehreren Kilometern haben. Die Wildbienen hingegen fliegen meist nur wenige hundert Meter und sind auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert, was das Überleben zwischen Monokulturen für sie zu einem Ding der Unmöglichkeit macht. Mehr über das Thema Wildbienen erfahrt ihr in meinem Blogbeitrag „Die häufigsten Wildbienen-Arten Vorarlbergs„.
Insektizide & Pestizide
So werden nicht nur Schädlinge getötet
In der modernen Landwirtschaft spielt der maximale Gewinn und im gleichen Zuge ein möglichst niedriger Kostenaufwand eine große Rolle. Deswegen werden vermehrt Pestizide, Insektizide und Herbizide eingesetzt. Lange wurde der Zusammenhang mit dem Sterben der Bienen bestritten. Mittlerweile konnte jedoch bewiesen werden, dass einige dieser Mittel gegen Schädlinge auch den Bestäubern, unter anderem den Bienen, gefährlich werden. Ende des Jahres 2018 wurden drei der häufigsten in solchen Mitteln vorkommenden Chemikalien verboten. Hierbei handelt es sich um die Stoffe Iothianidin, Imidacloprid und Thiamexthoam. Dieses Verbot gilt für den Einsatz im Freien, die Verwendung in Glashäusern ist weiterhin gestattet. Die Wirkung dieser Mittel ist grausam. Die Nervenzellen von Insekten werden angegriffen und führen von Orientierungslosigkeit bis hin zum Tod.
Krankheiten
z.B. Amerikanische Faulbrut
Die Umwelt als auch die Haltungsbedingungen haben einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Bienen. Es gibt verschiedene Bienenkrankheiten wie die „Ruhr“, „Kalkbrut“ oder die „Maikrankheit“, bei welcher es sich um eine Erkrankung des Darms bei erwachsenen Bienen handelt. Eine sehr bekannte und auch anzeigepflichtige Bienenseuche ist die „Amerikanische Faulbrut“. Diese wird durch „Räuberei“ der Bienen selbst verbreitet, wenn diese beispielsweise Honig aus fremden Beständen (vor allem Importhonig), aus Glascontainern oder Mülldeponien, mit in den eigenen Stock bringen. Wenn der mitgebrachte, „geraubte“ Honig mit Sporen befallen ist, steigt das Risiko eines möglichen Befalls drastisch. Bei dieser Krankheit wird die Brut des Bienenvolkes befallen und zersetzt. Mehr Infos über diese Krankheit erfahrt ihr hier.
Varroamilbe
der Biene kleinster Feind
Die Redewendung „klein aber oho!“ trifft voll ins Schwarze bei der Varroamilbe. Die kleinen Parasiten erscheinen auf den ersten Blick zwar recht unscheinbar, können aber massiven Schaden in einem Bienenstock anrichten. Sie saugen den Bienen buchstäblich das Leben aus den Adern. Sie macht dabei weder vor ausgewachsenen Bienen noch vor der Brut halt. Richtig gefährlich für ein Bienenvolk wird es, wenn es die Varroamilbe bis zur Brut schafft. Dort legen sie ihre Eier in die Brutzellen der Biene und vermehren sich in diesen. Als Nahrungsquelle für die Milben dienen dort die noch heranwachsenden Jungbienen. Wenn hier nicht durch einen Imker eingegriffen wird, sieht es schlecht aus für den betroffenen Stock. Weitere Infos über die Varroamilbe findet ihr in meinem Blogbeitrag „Die Varroamilbe – Der Feind der Bienen„.
WARUM SIND BIENEN SO WICHTIG FÜR UNS?
Nicht nur Honigliebhaber oder Naturfreunde sollten um die Existenz der gestreiften Insekten bangen. Jedem, der was an gesunder, und teilweise auch nicht so gesunder, Ernährung liegt, sollte aufhorchen, wenn es ums Thema „Bienensterben“ geht. Warum? Ganz einfach. Keine Bienen – keine Nahrung. Bienen tragen einen entscheidenden Teil für fast alle Ökosysteme auf der Welt bei. Sie sorgen für die Bestäubung der meisten Pflanzen und somit für die Reichhaltigkeit unserer Nahrungskette.
Auch die Landwirtschaft ist auf das gestreifte Nutztierchen angewiesen. Obst, Beeren und Gemüse werden hauptsächlich von Bienen bestäubt. Das sind rund 75% aller Nutz- und Kulturpflanzen in Europa, welche somit auf die Arbeit der Bienen angewiesen sind. Die Vielfalt in der Obst- und Gemüseabteilung unserer Einkaufsläden haben wir also den Honig- und Wildbienen zu verdanken. Auch Nüsse und verschiedene Öle haben wir dem fleißigen Treiben der Bienen zu verdanken. Wusstet ihr, dass die Biene das drittwichtigste Nutztier in der Landwirtschaft ist? Gleich hinter dem Rind und dem Schwein?
Wer jetzt denkt, dass sowieso alles durch Maschinen ersetzt werden kann, hat vielleicht recht. Der Ausfall der natürlichen Bestäubung beträgt Schätzungen zu Folge ca. 265 Milliarden Euro – und das ist nur der Schätzwert der von den Bienen bestäubten Pflanzen. Die „Arbeitsleistung“ der Bienen kann aber nicht eingeschätzt werden und somit auch die Folgekosten des Ausfalls nicht. Enden würde das Aussterben der Bienen – vermutlich – in einer Katastrophe. Zum Abschluss noch ein Zitat von Albert Einstein:
„Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.“
Euch hat dieser Beitrag gefallen? Ich freue ich auf euer Feedback! Wenn ihr weitere Infos rund ums Thema „Biene“ erhalten wollt, meldet euch für unseren exklusiven „Bienenwiesen-Newsletter“ an. So verpasst ihr keine Neuigkeiten mehr von unserer VOLhighspeed Bienenwiese!
Bildquellen: Shutterstock.com
Fotografen: RHJPhtotoandilustration, Fotokostic, Mirko Graul, Sepp photography, FrankHH, Momos'pictures